(Teil-)Elektrifizierung der Busflotte steht an
Umsetzung strategisch und operativ herausfordernd
Nachhaltigkeit ist im ÖPNV bereits länger auf der Agenda. Jetzt wird sie durch gesetzliche Vorgaben und strukturelle Gegebenheiten vor Ort zu einer Pflicht, die Akteure vor Herausforderungen stellt. Die europäische Richtlinie (EU) 2019/1161 bzw. die Clean Vehicles Directive (CVD) wurde in Deutschland mit dem Saubere-Fahrzeuge-Beschaffungs-Gesetz (SaubFahrzeugBeschG) umgesetzt. Seit Juni 2021 sind damit bei der Beschaffung von Bussen für den kommunalen ÖPNV die CVD-Quoten einzuhalten. Öffentliche Aufgabenträger haben bei Vergabe von Aufträgen im Zeitraum bis Ende 2025 vertraglich sicherzustellen, dass mindestens 45% der Busse „saubere“ Fahrzeuge sind (davon 50% emissionsfrei); bei Vergaben ab Anfang 2026 ist eine Quote von 65% einzuhalten (davon 50% emissionsfrei).
Nach gründlicher Sondierung und Beratung hat der Aufsichtsrat der MTV am 29. September 2022 beschlossen, dass die Erfüllung der Quoten nicht nur zum Teil, sondern komplett durch Elektrobusse erfolgen soll. Im MTK wird demnach nicht auf Wasserstoff, Erdgas oder Biokraftstoffe, sondern auf den Einsatz von E-Bussen gesetzt. Drei E-Busse sind bereits seit Oktober 2021 im Rahmen eines Pilotprojekts im Linienbündel MTK-Süd im Einsatz. Deren Beschaffung durch HLB Hessenbus GmbH wurde durch das Land Hessen sowie die MTV finanziell mit erheblichen Mitteln unterstützt. Die in der Praxis gesammelten Erfahrungen sind in vieler Hinsicht aufschlussreich und wertvoll. Insbesondere zeigte sich, dass die Umstellung der Antriebe nur die eine Seite der Elektrifizierung ist.
Von herausragender Bedeutung ist andererseits die Einrichtung einer entsprechenden Ladeinfrastruktur mit ausreichend Ladepunkten, einer hohen Wattleistung und der entsprechenden Trafostation. Für die E-Busse im Linienbündel MTK-Süd wurde die Ladeinfrastruktur im vorhandenen Betriebshof der HLB aufgebaut. Nun stellt sich die zentrale Aufgabe, wie auch für die anderen beiden Linienbündel die erforderliche Ladeinfrastruktur gesichert werden kann. Die Lösung könnte darin bestehen, dass die MTV selbst einen oder mehrere Betriebshöfe vorhält und diese den künftigen Betreibern zur Verfügung stellt („beistellt“). Aktuell wird diese Option eingehend sondiert, u.a. wird bereits nach geeignetem Gelände gesucht.
Die Elektrifizierungsstrategie umfasst auch einen entsprechenden Ausschreibungsplan in Hinblick auf die anstehende Neuvergabe der Verkehrsverträge im MTK. Während die Verkehrsverträge zu den Linienbündeln MTK-Süd und MTK-Ost noch bis Ende 2025 laufen könnten, musste die Ausschreibung zum Linienbündel MTK-West bereits 2023 erfolgen. Da ein ortsnaher Betriebshof für dieses Linienbündel aber fehlt und die Zeit drängte, wurde der Verkehrsvertrag ein letztes Mal mit herkömmlichen Dieselbussen ausgeschrieben. Die MTV muss nun bündelübergreifend für die Erfüllung der CVD-Quote sorgen und die kommenden Neuvergaben der Linienbündel MTK-Ost und MTK-Süd entsprechend vorbereiten.