Aktuelle Lage des ÖPNV im MTK, Forderungen zur Weiterentwicklung Regionalverkehr
Pressetermin: Verkehrsdezernent Baron und Main-Taunus-Verkehrsgesellschaft erläutern
Die MTV Main-Taunus-Verkehrsgesellschaft und ihr Aufsichtsratsvorsitzender Johannes Baron, zugleich Verkehrsdezernent des Main-Taunus-Kreises haben am 11. August einen Pressetermin gehalten. Unter Beachtung der Hygieneregeln wegen Corona führte Roland Schmidt, Geschäftsführer der MTV, im Golf-Club Hausen vor der Sonne Hofheim e.V. durch die Themen. Unvermeidliches Thema auch hier die Auswirkungen durch Corona. Außerdem ging es um Planungsthemen im Linienverkehr und um die Stellungnahme zum Entwurf des Regionalen Nahverkehrsplans 2030 des Rhein Main Verkehrsverbundes (RMV).
Während des Corona-Lockdowns waren die Fahrgastzahlen stark eingebrochen (70-90%). Mittlerweile sind viele Fahrgäste zurückgekommen, die Nutzung des ÖPNV hat bei weitem noch nicht wieder das normale Volumen. Die MTV hat die reduzierten und veränderten Fahrpläne sowie die Hygieneregeln aufwändig kommuniziert. Hierzu gehörte die Beklebung der Busse, Plakate, Infos in der Presse, auf der gemeinsamen Website mit dem RMV sowie in den Social Media (Facebook, Instagram), aber auch Zusatzfahrten im Schülerverkehr wegen teilweise Schichtbetrieb in den Schulen.
Der Verkauf der Einzel- und Tageskarten Im MTK ging im März um 90% zurück. Seit dem Lockdown ist ein Vertrieb auf den Bussen nicht möglich. Erlöseinbuße im ÖPNV werden deutschlandweit verzeichnet. Bund und Länder stellen mit einem Rettungsschirm Mittel bereit, um die gesunkenen Einnahmen auszugleichen. Das komplette Ausmaß der Erlöseinbuße 2020 im RMV und bei der MTV wird allerdings erst nach der Einnahmenaufteilung (EAV) sichtbar, die der RMV im November 2021 verabschiedet. Für die MTV können die Erlöseinbußen nach EAV je nach Schweregrad des Pandemieverlaufs zwischen 800.000 Euro und 2,3 Mio. Euro liegen. Nach jetzigem Stand werden die Gesellschafter der MTV etwa 10% der Erlösausfälle tragen müssen.
Währenddessen werden bei der MTV kommende Änderungen für die Stadtverkehre in Bad Soden, Eschborn und Hochheim verkehrsplanerisch vorbereitet. Die Anbindung des Ärztezentrums in Bad Soden soll zum nächsten Fahrplanwechsel im Dezember durch eine veränderte Routenführung der Linie 803 erfolgen. Für Eschborn werden die Möglichkeiten einer Stadtbuslinie geprüft und in Hochheim ist ein neues Stadtbuskonzept in Abstimmung.
Roland Schmidt skizziert auch das aktuelle Projekt OnDeMo Hofheim, bei dem erneut die Corona-Beschränkungen den Takt verlangsamt haben. Die Betriebsaufnahme auf dem Gebiet der Stadt Hofheim mit acht Fahrzeugen ist nun für das Frühjahr 2021 vorgesehen. Die zum ÖPNV gehörige Dienstleistung wird über eine App bestellt und bezahlt, gegenüber dem bisherigen Anruf-Sammel-Taxi ist eine zeitige Vorbestellung aber nicht mehr erforderlich. Die Software ist durch den RMV bereits ausgeschrieben, nun erfolgt die größtenteils ebenfalls gemeinsame Ausschreibung der Fahrzeuge. Sie sollen rein elektrisch angetrieben werden, ihre Beschaffung wird durch den Bund gefördert.
Beim RMV werden aktuell die Stellungnahmen der Anhörungsberechtigten (Lokale Nahverkehrsorganisationen, Kommunen und Landkreise, Verkehrsorganisationen und Fahrgastverbände) zum Entwurf des RNVP intern aufbereitet. Weiter geht es dann in Regionalkonferenzen, in denen die LNOs unter Benennung der Themenschwerpunkte informiert werden.
Die MTV hat viele der Hauptaussagen im RNVP bekräftigt. Die größte Herausforderung der nächsten Jahre ist das stete Wachstum des Verkehrs im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Der bereits jetzt bestehende Kapazitätsengpass im Regionalen Schienenverkehr wird sich zunächst noch weiter verstärken, bevor die geplanten großen Infrastrukturvorhaben realisiert sein werden.
Johannes Baron erwartet aus den großen Infrastrukturvorhaben eine positive Entwicklung für den ÖPNV und erläuterte: „Im MTK haben wir ein überdurchschnittlich gut ausgebautes Linienverkehrsangebot. Aber es gibt für die Fahrgäste leider auch schwer erträgliche Kapazitätsengpässe. Hier denke ich besonders an die S2 und die RB12. Ich erwarte, dass die Wallauer Spange und die Regionaltangente West einen sehr großen positiven Effekt für den MTK haben. Ab 2025 werden sie zusammen mit einer Vielzahl anderer Bauvorhaben gebaut und sukzessive fertiggestellt. Ich freue mich sehr über diese Maßnahmen mit ihren sehr positiven Netzwirkungen für den MTK.“
Roland Schmidt lobte das Ziel des RMV, einen 15-Minuten-Takt auf allen S-Bahnen bis zu den Endhaltestellen einzurichten und ergänzte: „Wegen der steigenden Nachfrage muss dieses Ziel noch stärker priorisiert werden. Das muss auch für S-Bahnen S3 und S4 gelten. Eine abwechselnde Führung der Linien S3 und S4 im 15-Minuten-Takt ist nicht erwünscht, denn wir brauchen auf dem gemeinsamen Abschnitt zwischen Eschborn und Frankfurt sogar den 7,5-Minuten-Takt.“ Des Weiteren erläutert er, dass eine signaltechnische Teilung des eingleisigen Streckenabschnitts Eschborn-Niederhöchstadt – Bad Soden geprüft werden soll. Ziel ist, dass eine verspätete Fahrt der S3 nicht bereits in Niederhöchstadt endet, sondern noch bis Schwalbach Limesbahnhof weiterfährt und dort wendet.
Erläutert wurden eine ganze Reihe von Einzelpunkten. Eine der Forderungen betrifft die Expressbusanbindung des Stadtteils Hofheim-Lorsbach und der Stadt Eppstein durch Verlängerung der X17, wie überhaupt die Stadt Eppstein und ihre Ortsteile besser nach Wiesbaden angebunden werden sollen. Johannes Baron ergänzt: „Auch zum barrierefreien Ausbau und zur Modernisierung der Stationen haben wir eine umfangreiche Stellungnahme abgegeben. Wir sind gespannt auf die Rückmeldungen des RMV.“